von Oberamtsrat Ing. Günther Meier, Schenefeld
Aus "Jahrbuch für Heimatkunde Oldenburg/Ostholstein 2003"
Die ältesten Wasserkraftwerke Schleswig-Holsteins stehen in Raisdorf. Die Gefälle- energie des Wassers der Schwentine wird gleich zweimal zur Stromerzeugung genutzt. Die beiden Kraftwerke wurden 1904 und 1909 gebaut und erzeugen seitdem elektrische Energie. Die von den Kieler Stadtwerken (SW Kiel Netz-GmbH) betriebenen Stromerzeuger verfügen zusammen zwar nur über eine elektrische Leistung von 1800 Kilowatt, erzeugen aber immerhin rund drei Millionen Kilowattstunden im Jahr.
Bestimmt wird die Leistungsfähigkeit der zwei Kraftwerke durch relativ große Wasser- menge und die Fallhöhe der Schwentine. Der Ingenieur Bernhard Howaldt, ein Sohn des Gründers der Kieler Howaldtswerke, vom Mythos Wasser gefangen, ließ 1904 das erste Wasserkraftwerk als Ersatz für eine alte Wassermühle bauen. Der Betrieb war so erfolgreich, dass er fünf Jahre später ein zweites Werk - einen Kilometer flussaufwärts - anlegen ließ.
Als Energiespeicher wurde der Rosensee mit einem Damm 18 Meter über Normal Null aufgestaut. Das Wassereinzugsgebiet der Schwentine ist einmal der gesamte ostholsteinische Raum vom Bungsberg durch die Seenplatte der Holsteinischen Schweiz bis Preetz und zum anderen der aus Richtung Segeberg über den Bornhövder See und den Postsee nach Preetz führende zweite Schwentinearm. Der Seeinhalt beträgt durch- schnittlich 1,5 Millionen Kubikmeter. Vom Stausee fällt das Wasser über Rechen sechs Meter und treibt drei Zwillings-Francis-Turbinen mit angeflanschten Generator an. Die
kinetische Energie von 90 Kubikmeter Wasser wird bei diesem Gefälle benötigt, um nur eine Kilowattstunde Strom zu erzeugen! Über den Kraftwerkskanal fließt das Wasser durch das landschaftlich reizvolle und unter Naturschutz stehende Schwentinetal zum Laufwasserwerk und treibt dort eine leistungsfähige Kaplan-Turbine an. Hier beträgt die Fallhöhe 8,80 Meter. Beide Kraftwerksbauten stehen unter Denkmalschutz.
Die Schwentine - slawisch "Sventana" ("Heilige Mutter Fluss") - war einst die Grenze zwischen Slawen (Wagriern) und den Sachsen. Die Gefälleenergie der Schwentine wurde schon vor einigen hundert Jahren genutzt, indem man Wassermühlen an ihrem Flusslauf errichtete, die für das Malen von Getreide eingesetzt wurden. Landschaftsnamen wie Neumühlen-Dietrichsdorf, Oppendorfer Mühle, Rastorfer Mühle, Preetzer-Klostermühle oder Malente Gremsmühlen weisen darauf hin.
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Anmerkung:
Gründer der "Kieler Schiffswerft" war Georg Howaldt. Nach Vereinigung mit der Firma "Gebrüder Howaldt" zu "Howaldtswerke" waren auch die Brüder Bernhard und Hermann mit von der Partie (siehe Beitrag von Gabriele Howaldt zur Metallgießerei)
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