Dokumente >
Rastorfer Mühle 2004
Rastorfer Mühle 1915 >
Fritz Howaldt



Dieses Vorwort ist dem Buch von Fritz Howaldt entnommen, das er im Privatdruck herausge- geben hat. Es enthält weitere Dokumente und über 50 Bilder der Rastorfer Mühle aus einem Fotoalbum, das die damaligen Besitzer in mehreren Exempla- ren erstellt haben.

 

E-Werk I+II
Villa und Anlagen
Villa innen
Park und Garten
Wirtschaftsgebäude
Der Rosensee
Die Schwentine

 

 


Rastorfer Mühle 1915

 

Die Rastorfer Mühle 1915

von Fritz Howaldt jun. (1915-2000)

Historie

Die Vorbesitzer der Rastorfer Mühle betrieben auf dem Gelände eine Kornmühle oder auch, wie der letzte Eigentümer Friedrich Schliemann, eine Papier- und Walkmühle. Durch Überschuldung kam die Mühle im Jahre 1902 zur Zwangsversteigerung. Bernhard Howaldt hatte für Schliemann, der sein Freund war, zuvor für einen Kredit die Bürgschaft übernommen. Um dieses Geld nicht zu verlieren und wohl auch weil er die Chancen die der Fluß Schwentine bot, erkannte, ersteigerte er diesen Besitz und ließ sich seinen Anteil an der väterlichen Firma von seinen Brüdern auszahlen. Er wurde als Eigentümer Anfang 1903 eingetragen.

Das Areal umfaßte ca. 38 ha und hat sich durch Zukauf und Anpachtung noch vergrößert, da, durch die verstärkte Anstauung der Schwentine, die Uferstreifen der Anlieger überschwemmt wurden. Dies galt es bis zu den Ländereien des Grafen Rantzau und des Stiftes Kloster Preetz zu berücksichtigen. Kaufpreis für 1 ha damals RM 2.000,-

Bis zu seinem Tode Anfang 1908 baute Bernhard Howaldt das E-Werk I welches 1904 in Betrieb ging. Ferner hat er die vorhandene Villa umfassend modernisiert und durch Anbau erweitert. Die Kosten waren entsprechend hoch und überstiegen die damalige Schätzung von RM 70.000,- beträchtlich. Er hat 1906 auch die hübsche Scheune mit dem gewölbten Satteldach gebaut, wie seine Initialen im Giebel ausweisen. Die Planung für den Bau des E-Werks II hat er noch gemeinsam mit seinem Sohn Bernhard, ebenfalls Ingenieur, durchgeführt. Bau und Fertigstellung mit dem 1908 begonnen wurde, zu erleben, war ihm nicht mehr vergönnt.

Auf Rastorfer Mühle wurden die Hochzeiten der Schwestern Alwine mit William Kölle 1906 und Emma mit Walter Wehr 1912 gefeiert und auch drei Kinder der Söhne Bernhard und Fritz kamen hier zur Welt.

Anfang 1916 ging dann der Besitz in das Eigentum der Stadtwerke Kiel über. Der vereinbarte Kaufpreis betrug 3,4 Millionen RM, Bei einer Anzahlung von 1,5 Mio. sollte die Restsumme in Jahresraten von RM 200.000,- ab 1917 getilgt werden. Hier entstanden der Familie gewaltige finanzielle Verluste, da durch die bereits 1917 spürbare Inflation, die im Jahr 1924 ihren Höhepunkt erlebte, die Raten wertlos waren. Eine Billion (= 1.000 Milliarden) Reichsmark hatte bei der Reform der Währung im Oktober 1924 eine Kaufkraft von 1 RM. Verträge, die ausdrücklich auf Goldmark lauteten, gab es damals nicht.

Von Interesse mag noch sein, daß die Stadt Kiel 1838, im Jahr der Gründung der Firma Schweffel & Howaldt, nur ca. 13.000, aber bereits 1914 über 200.000 Einwohner zählte.

Die Rastorfer Mühle, dh. die Elektrizitätswerke an der Schwentine, sind vor wenigen Jahren von der schleswig-holsteinischen Landesregierung zu schützenswerten Industrie- bauten erklärt worden und stehen damit unter Denkmalschutz. Um diesen Schutz kümmern sich jetzt gewissenhaft die Kieler Stadtwerke.

Das Gebiet der Rastorfer Mühle und das Schwentine Tal sind Naherholungsgebiete der Stadt Kiel und stehen unter Naturschutz. Es ist eine landschaftlich sehr reizvolle Gegend und auf dem Wege von Plön nach Kiel, bei dem Ort Raisdorf rechts ab, leicht zu erreichen.
Für alle, die Freude an der Natur haben und an der Geschichte der Familie interessiert sind, lohnt ein solcher Abstecher auf einer Reise in den Norden.

Fritz Howaldt
Im April 1998

 

 

| Home |Kontakt | Übersicht |

Letzte Änderung: 27.03.05